Molekulare Onkologie und Oralpathologie
Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr rund 10.000 Menschen an einem Karzinom der Mundhöhle. Die chirurgische Tumorentfernung mit Sicherheitsabstand im Gesunden sowie die Ausräumung der regionären Lymphabflussgebiete am Hals verhilft den Patienten gegenwärtig zur günstigsten Prognose. Im Gegensatz zu den Fortschritten in der Behandlung und der Überlebensrate anderer solider Tumoren, stagniert die Prognose der Patienten seit rund vier Jahrzehnten bei einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von 50-60%.
Responder-orientierte Therapieformen stehen im Gegensatz zu andren Tumoren für das Plattenepithel- als auch für Speicheldrüsenkarzinome nicht zur Verfügung. Ein Hauptgrund sind fehlende Prädiktoren und verlässliche Biomarker dieser Krebsart. Die sogenannten Host Defense Peptide sind Effektormoleküle des angeborenen Immunsystems, die wohl neben ihrer natürlichen antimikrobiellen Wirkung auch eine Schlüsselrolle bei der Krebsentstehung spielen. Ob sie auch eine signifikante Rolle in der oralen Karzinogenese besitzen, versuchen wir in unserem molekularbiologischen Labor herauszufinden.
Daneben werden in unserem Labor zahlreiche Studien durchgeführt, um die Funktionen der Host Defense Peptide im komplizierten immunologischen Schutzschild der Mundhöhle aufzudecken. Die Mundhöhle ist die einzige Stelle des menschlichen Körpers, in der eine epitheliale Barriere durchbrochen wird und die äußeren Einflüssen unmittelbar ausgesetzt ist. Vor allem die Mukosa muss sich vor zahlreichen Angriffen schützen. Wie toleriert sie Eingriffe in ihr angeborenes Abwehrsystem durch chirurgische Manipulationen oder Bestrahlung? Welche Konsequenzen ergeben sich aus einer gestörten Abwehrleistung v.a. im Hinblick auf postoperative Wundheilungsstörungen? Können die natürlichen antimikrobiellen Peptide angesichts zunehmender Antibiotikaresistenzen in der Zukunft eine ernstzunehmenden Alternative zu herkömmlichen Antibiotika bieten?
Abb.:
Light-cycler-Messungen im MKG-eigenen Labor
Abb.:
Immunfluoreszenzmarkierung der Hbd-3 Expression im Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle mit HE- und Negativ-Kontrolle
Klinikum rechts der Isar
der Technischen Universität München
Langerstr. 3
D - 81675 München
Ausgewählte Publikationen
Expression profile of human beta-defensin 3 in oral squamous cell carcinoma.(link is external)
Kesting MR, Loeffelbein DJ, Hasler RJ, Wolff KD, Rittig A, Schulte M, Hirsch T, Wagenpfeil S, Jacobsen F, Steinstraesser L.
Cancer Invest. 2009 Jun;27(5):575-81.
Kesting MR, Sudhoff H, Hasler RJ, Nieberler M, Pautke C, Wolff KD, Wagenpfeil S, Al-Benna S, Jacobsen F, Steinstraesser L.
Oral Oncol. 2009 Aug;45(8):731-6. Epub 2009 Jan 14.
Steinstraesser L, Kraneburg UM, Hirsch T, Kesting M, Steinau HU, Jacobsen F, Al-Benna S.
Kooperationen
Workgroup for Molecular Woundhealing and Gene Therapy (Head: Prof. Dr. Steinsträßer) at the Department of Plastic Surgery and Burn Unit Ruhr-University Bochum, Germany
Ludwig Boltzmann Institute for Experimental and Clinical Traumatology, Linz-Vienna, Austria (Prof. H. Redl, Dr. S. Hennerbichler) Red Cross Blood Transfusion Service of Upper Austria, Linz, Austria (Dr. S. Hennerbichler)
Department and Chair for Medical Engineering with a focus on biomaterials engineering and processing Technical University, Munich, Germany (Head: Prof. Dr. Dr. Erich Wintermantel)